WG227 – Briefentwurf an Alma Mahler
Berlin, Samstag, 9. Dezember 1911

Sonnabend.
9.12.

nur eines sehe ich – es geht Dir
nicht gut. \Es tut mir ganz tief weh./ Du bist überanstrengt
und matt und Dein Inneres
schwankt auf und nieder. \Es fließt Dir wol/ Ver-
gangenheit und Zukunft fließen
Dir wol in ein graues Bild zu-
sammen und das Leben um-
zieht Dich \jetzt/ ringsum wie eine Mauer.
Ich spähe und trachte, \###/ daß ich einen
Spalt erwische, um eine Bresche zu
schlagen und Dich
– wie eine verzauberte Prinzessin –
Dich zu beseligen und zu stärken \befreien zu können/,
denn ich kann mir nicht denken, \meine l.[iebe] Alma/,
daß mir die Kraft dazu ver-
loren gegangen sein sollte. – Was
soll ichA Dir raten zu tun?! Wer
\wagt zu/ sagen \u/ es muß so oder so gemacht
werden – die es muß nur etwasB ge-
macht werden. Ich habe ein Gefühl
als ob Dich Wien erdrückte. Dort
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setzen Dir auch noch die Menschen zu,
die nichts von einem geistig bewegten
Strahlen schleuderndem Leben wissen.
Die Münchner TageC – der UmzugD –
alles das \hat/ drückt auf \an/ Deiner Gesund-
heit \gerissen/. Ich bitte Dich, denke mehr
an Deine Physis, meine liebe
Alma; es wird alles zu Tode
gepreßt, wenn das Gefäß zu
eng wird für den reichen Inhalt.
Dein schönes Instrument ist \soll/ sich
ganz \nicht/ verstimmten